Die Filmstarts-Kritik zu Oblivion (2024)

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Oblivion

Kritik der FILMSTARTS-Redaktion

3,5

gut

Oblivion

Von Christoph Petersen

Natürlich ziert Tom Cruise werbewirksam jedes Poster, aber der wichtigste Mann hinter „Oblivion" ist ausnahmsweise mal nicht der Megastar, sondern sein Regisseur: Der Sci-Fi-Blockbuster ist in erster Linie ein Joseph-Kosinski-Film und als solcher sofort erkennbar! Nach seinem 400-Millionen-Dollar-Welthit „Tron: Legacy" serviert der ehemalige Maschinenbau- und Architektur-Student auch in „Oblivion" erneut makellos-effektive Zukunftsdesigns. Vom vollautomatischen Wolkenheim bis zum praktischen Klappmotorrad - nach diesen Entwürfen würden sich die Bosse von Fahrzeugherstellern und Kommunikationskonzerne (ja, selbst die von Apple) die Finger lecken. Dieses Streben nach Perfektion spiegelt sich auch in Kosinskis Inszenierung wider, weshalb der Film bisweilen etwas klinisch und unterkühlt wirkt. Mit einigen unvorhergesehenen Wendungen und seinem grandiosen Sounddesign entpuppt sich „Oblivion" aber nichtsdestotrotz als bahnbrechende Zukunftsstudie und faszinierendes Kinoerlebnis.

Im Jahr 2077 liegt die Erde in Schutt und Asche. Einen Krieg gegen außerirdische Invasoren hat die Menschheit zwar gewonnen, doch der Blaue Planet (und der Mond!) wurden dabei vollkommen zerstört. Während der Großteil der Bevölkerung inzwischen in einer Kolonie im All lebt, sind der Technikexperte Jack Harper (Tom Cruise, „Mission: Impossible") und seine Partnerin Victoria (Andrea Riseborough, „Alles, was wir geben mussten") in einem futuristischen Wolkenheim auf der Erde zurückgeblieben, um den störungsfreien Abtransport des lebenswichtigsten aller Rohstoffe zu gewährleisten: Wasser! Doch dann fällt plötzlich eine wunderschöne Frau namens Julia (Olga Kurylenko, „James Bond 007: Ein Quantum Trost") in einer Raumkapsel vom Himmel, die mit ihrer bloßen Existenz alles in Frage stellt, was Jack jemals zu wissen glaubte...

Die Filmstarts-Kritik zu Oblivion (1)

Joseph Kosinski hat den Plot bereits vor acht Jahren als zwölfseitige Kurzgeschichte aufgeschrieben - und weil er damals davon ausging, dass „Oblivion" sein erstes Filmprojekt werden könnte, setzte er vieles bewusst eine Nummer kleiner an (zum Beispiel beschränkte er sich auf nur wenige Figuren). Nach dem Erfolg von „Tron: Legacy" und der Unterschrift von Tom Cruise stand dann aber plötzlich viel mehr Geld zur Verfügung – und obwohl das Budget von geschätzt 120 Millionen Dollar für bildgewaltige Panoramen der ruinierten Erdoberfläche durchaus sinnvoll ausgegeben wurde, ist „Oblivion" im Kern noch immer ein intimes Vier-Personen-Stück (mit Jack, Julia, Victoria und Melissa Leo als Sally, die über einen Videochat gespenstisch höfliche Anweisungen aus dem All erteilt). Ein Kammerspiel mit Blockbuster-Budget und Ausflügen im Bubbleship, einem Mini-Raumfahrzeug mit der Form einer Seifenblase: Diese scheinbar so gegensätzlichen Elemente werden in „Oblivion" auf atmosphärisch überraschend stimmige Weise zusammengebracht.

In „Oblivion" wird zwar nicht der „Donauwalzer" gespielt, aber Parallelen zu „2001 – Odyssee im Weltraum" gibt es dennoch. Kosinski will mit seinen futuristischen Konzepten genau wie einst Stanley Kubrick offensichtlich durchaus die tatsächliche Zukunft vorwegnehmen – und es ist bei seinen schick-funktionellen Designs sehr gut vorstellbar, dass man ihm in 50 Jahren eine ähnlich visionäre Gabe zuschreiben wird wie heutzutage seinem berühmten Vorgänger. Und auch mit Kubricks berüchtigtem Perfektionismus hält der ehemalige Werbefilmer (unter anderem für Nike, „Halo 3" und „Gears of War") Kosinski mit. Jede Einstellung wirkt wie geleckt, besonders beeindruckend dabei: Der Übergang zwischen Fahrzeugen und Personen im Bildvordergrund und den am Computer entworfenen Hintergründen des zerstörten Planeten ist wohl noch nie so nahtlos und natürlich gelungen wie in „Oblivion" – und da man auf diese Schärfe und Klarheit ungern verzichtet hätte, war es auch die goldrichtige Entscheidung, den Film anders als noch „Tron: Legacy" nicht in 3D zu drehen und ihn auch nicht nachträglich zu konvertieren.

Die Stars Tom Cruise und Olga Kurylenko sind ähnlich makellos wie die Designs um sie herum – selbst gebrochene Nasen werden ihnen in perfekter Symmetrie angeschminkt. Damit fehlen ihren Figuren allerdings buchstäblich auch die Ecken und Kanten, Mitfiebern ist eher nicht angesagt. Schauspielerische Glanzlichter setzen hingegen die beiden Darstellerinnen aus der zweiten Reihe: Andrea Riseborough als sich verzweifelt an ihre Unwissenheit klammernde Victoria und Melissa Leo (Oscar für „The Fighter") als undurchsichtige Skype-Chat-Chefin verbreiten mit ihrem roboterhaften Pflichtbewusstsein eine subtil beängstigende Stimmung. Die Rolle von Morgan Freeman als Beech (mehr als den Namen wollen wir an dieser Stelle nicht verraten) ist indessen kaum umfangreicher als ein erweiterter Cameo-Auftritt – der fällt mit der schwarzen Sonnenbrille und der lässig im Mundwinkel hängenden Zigarre aber zumindest verdammt cool aus!

Fazit: „Tron: Legacy"-Mastermind Joseph Kosinski serviert mit seinem zweiten Film „Oblivion" erneut einen einzigartig visionären, wenn auch bisweilen etwas unterkühlten Designrausch.

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