Standlautsprecher B&W 683 S2 im Test (2024)

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Standlautsprecher B&W 683 S2 im Test (1)

Standbox

Der britische Audiospezialist B&W hat seine preiswerte 600er-Reihe gründlich überarbeitet. Glanzpunkt ist ein neuer Hochtöner mit Doppelmembran und aufwendiger Lagerung. Das Topmodell 683 S2 profitiert von der Neuentwicklung besonders deutlich.

Autor: Wolfram Eifert • 2.6.2014 • ca. 6:10 Min

Standlautsprecher B&W 683 S2 im Test (2)

© Bowers & Wilkins

Pro
  • kultivierter Klangcharakter
  • fein abgestuftes Temperament
  • angenehmer Hochtonbereich
  • pegelfest
  • präziser Bass

Contra

Fazit

Lange hat B&W im dicht besetzten Einsteigerbereich stillgehalten, dafür ist die Überraschung nun umso größer. Der wertige Aluhochtöner mit Doppelmembran macht sich klanglich sehr positiv bemerkbar. Die runderneuerte 683 tönt freier und impulsiver als der Vorgänger, nach wie vor aber sehr kultiviert. Das Paket ist stimmig, zumal der Preis auf dem Teppich bleibt.

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Bowers&Wilkins, kurz B&W, ist einer der bekanntesten Hersteller edler Lautsprecher. Bei jungen Käufern stehen die noblen Wirelesssysteme und Kopfhörer hoch im Kurs, doch groß geworden ist der britische Hersteller mit Passivlautsprechern, die nach wie vor einen beträchtlichen Teil der Produktpalette ausmachen. Da die Produkte über zahlreiche Alleinstellungsmerkmale verfügen, können sich die Briten branchenuntypisch lange Modellzyklen leisten. Die für Einsteiger bestimmte 600er-Reihe wurde zuletzt 2007 erneuert, blieb also satte sieben Jahre unangetastet. Das ist auch bei Passivboxen eine gefühlte Ewigkeit. Der Verzicht auf häufige Modellwechsel sorgt für stabile Preise bei gebrauchten Exemplaren, ebenso die außergewöhnlich lange Garantiezeit von 10 Jahren.

Kunden können so ihre Schätzchen selbst nach sieben oder acht Jahren noch zu einem guten Preis abgeben, denn die Käufer sind durch die (übertragbare!) Restgarantie abgesichert. Falls doch mal etwas kaputt geht, ist auch das kein Beinbruch, denn B&W liefert mindestens 15 Jahre lang Ersatzteile. Diese Zusagen gelten auch für die neue 600er-Serie, die seit wenigen Wochen im Fachhandel verfügbar ist. Die Typenbezeichnungen blieben bei der Überarbeitung erhalten, lediglich der Zusatz "S2" gibt einen Hinweis auf die neue Generation. Wie bisher zählen die Briten abwärts, sprich die größeren Modelle tragen kleinere Ziffern. Die Spanne reicht von knapp 500 Euro pro Paar für die kompakte 686 S2 und endet bei 1.500 Euro für die 683 S2, die sich AUDIO noch sozusagen ofenfrisch zum ersten Test sichern konnte.

© Bowers & Wilkins

B&W 683 S2: Aufbau

Das Topmodell ist wie gehabt die einzige Dreiwegebox in der Palette und kostet paarweise 100 Euro mehr als der Vorgänger. Gefühlt handelt es sich eher um eine Preissenkung, denn das neue Flaggschiff kommt mit zahlreichen Verbesserungen und wirkt wertiger als zuvor. Glanzstück der neuen Generation ist ein neuer, sehr aufwendiger Hochtöner, den wir am Ende des Artikels ausführlich durchleuchten. Der sickenlose Mitteltöner, Markenzeichen vieler B&W-Boxen, wurde behutsam weiterentwickelt.

Kaufberatung: Die besten Standboxen bis 1.500 Euro

Der Treiber ist bei der 683 S2 in konventioneller Weise mit der Schallwand verschraubt, nicht wie in den höherwertigen Serien speziell gelagert. Die Konusmembran aus Kevlargewebe ist so geformt, dass bei höheren Frequenzen vorwiegend der innere Teil schwingt, was die Membranfläche akustisch verkleinert und zu einer breiteren Abstrahlung führt. So kann B&W das rund 17 Zentimeter große Chassis ohne Nachteile beim Bündelungsverhalten bis über 4.000 Hertz einsetzen.

Standlautsprecher B&W 683 S2 im Test (4)

© Bowers & Wilkins

B&W 683 S2: Verarbeitung

Alle Modelle inklusive der Subwoofer profitieren von der geänderten Farbauswahl, die neben dem Klassiker schwarz nun auch die Trendfarbe weiß umfasst. Wie bisher sind die Fronten in Mattlack gekleidet, die übrigen Teile hingegen foliert. Vollständig lackiert sind erst die CM-Modelle, die zu deutlich höheren Preisen gehandelt werden. B&W gibt sich erkennbar Mühe, auch bei seiner günstigsten Baureihe eine ansprechende Verarbeitungsqualität zu liefern. Die Schrauben liegen unter Kunststoffblenden versteckt, die Spaltmaße sind eng und gleichförmig. Eine 600er-Baureihe war bei B&W erstmals 1995 im Programm, und so gesehen ist der Zusatz "S2" für die aktuelle Serie etwas irreführend, denn es gab zwischenzeitlich bereits vier Überarbeitungen. Kevlarmembranen gab es schon in den ersten Modellen, doch die übrige Ausstattung war nach heutigen Maßstäben spartanisch.

1999 erhielt der Hochtöner eine weit ins Boxeninnere hineinragende Dämpfungsröhre, die von den vornehmen Nautilus-Modellen abgeleitet war. 2001 kamen in den Dreiwegemodellen erstmals Basschassis mit Aluminiummembranen zum Einsatz. 2007 wurden dann die Hochtöner auf Neodymmagnete umgestellt, gleichzeitig sanken durch neu berechnete Antriebe die Verzerrungen.

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© Audio

B&W 683 S2: Messwerte

Tatsächlich war die 683 Jahrgang 2007, die AUDIO seinerzeit in der Juni-Ausgabe testen konnte, ein auffallend klirrarmer Schallwandler. Doch die aktuelle 683 S2 setzt diesbezüglich noch einen drauf: Im Mitteltonbereich bleiben die Verzerrungen selbst bei 100 Dezibel noch unterhalb der Messgrenze, und im Bass konnten die Entwickler die Störanteile gar um durchschnittlich 6 (!) Dezibel reduzieren. Die Frequenzweichen der 683 S2 sind mit vergleichsweise wenigen, dafür hochwertigen Bauteilen bestückt. Dem Hochtöner ist lediglich ein Kondensator vorgeschaltet, als sogenanntes Filter erster Ordnung. Im Mitteltonzweig bilden zwei Spulen und zwei Kondensatoren einen Bandpass zweiter Ordnung.

Im Bass geht es mit einem Tiefpass dritter Ordnung (zwei Spulen und ein Kondensator) deutlich steilflankiger zur Sache. B&W verspricht sich von der eher puristischen Filterauslegung eine besondere natürliche, untechnische Spielweise. Dass die Schalldruckkurven nicht ganz so glatt verlaufen wie es mit komplexeren Filtern möglich wäre, nehmen die Briten in Kauf. Da auch auf eine Glättung der Impedanzkurve verzichtet wurde, zeigt sich selbige recht schwankungsfreudig, mit einem Minimum von 2,8 Ohm im oberen Bassbereich, obwohl das Hersteller-Datenblatt die 683 als 8-Ohm-Wandler ausweist. Allzu zart besaitet sollte der Verstärker daher nicht ausgelegt sein, eher von laststabiler Natur, wie jene aus dem Hause Rotel, die vom gleichen Vertrieb vermarktet werden und daher häufig in Kombination mit Boxen von B&W angeboten werden.

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© Audio

B&W 683 S2: Hörtest

Klanglich stach bei der 683 S2 kein Bereich in irgendeiner Weise hervor, der Klangcharakter wirkte auf Anhieb stimmig. Wie schon das Vorgängermodell verzichtete auch die aktuelle 683 darauf, tonale oder dynamische Details in den Vordergrund zu stellen, die dort vielfach gar nicht hingehören. Gerade bei längeren Sessions erwies sich dieser distinguierte Klangcharakter als äußerst angenehm.

Praxis: Lautsprecher richtig aufstellen und einwinkeln

Wie bei hochentwickelten Treibern üblich, verlangte das 600er-Flaggschiff nach einer längeren Einspielzeit, die sich eher in Tagen als Stunden bemisst. Garland Jeffreys rockiges "Colorblind Love" (India Media) zelebrierte die 683 räumlich weit gefächert und herrlich grundtonsatt. Hinzu kam ein sehr fein aufgelöster Brillanzbereich, der bei aller Deutlichkeit nie in den Ohren zwickte. Trotz dieser Entspanntheit wurden auch kleinste Tempoänderungen mühelos aufgezeigt, wie es meist nur kleine Zweiwegesystemen zuwege bringen. Im Gegensatz zu diesen konnte die 683 auch mächtigen Bassläufen den nötigen Nachdruck verleihen und klang dabei so konturiert wie sonst nur deutlich kostspieligere Boxen. Keine Frage, die 683 hat beim Temperament kräftig zugelegt, klingt aber nach wie vor herrlich unaufgeregt und stressresistent.

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© Bowers & Wilkins

Der Hochtöner im Detail

B&W bestückt alle Modelle der neuen 600er-Reihe mit einer hochmodernen Doppelmembran-Kalotte, die die Serie klanglich deutlich aufwerten soll. Eine Lösung mit einem völlig separaten, frei auf der Box ruhenden Hochtöner wie bei der CM 10 oder gar den vornehmen 800er-Modellen war kostenseitig nicht darstellbar. Doch die Lösung, die B&W nun gefunden hat, ist ebenso trickreich wie interessant.

Vom Hochtöner der CM 10 stammt die Membran aus zwei Aluminiumschalen, wobei die hintere aus Gewichtsgründen lediglich als Ring ausgeführt ist. Da bei dieser Bauweise besonders dünne Folien eingesetzt werden können, ist die neue Membran leichter als die gewohnten Einteiler, bei mindestens gleicher Steifigkeit. Die bei Kalotten aus Metall unvermeidliche Resonanz am oberen Frequenzbandende liegt so bei knapp 40 Kilohertz, rund ein Drittel höher als gewohnt. Damit nähert sich das Verhalten dem der noch leichteren Diamantkalotte aus der 800er-Serie, die bis zu 70 Kilohertz verarbeiten kann.

Damit der Hochtöner sein Potential ungestört entfalten kann, lagern die Briten den Treiber in einem gelartigen Gummiring, der Vibrationen von der Schallwand aus dem Spiel hält. Mit einem Beschleunigungsaufnehmer lässt sich die Wirkung belegen. Der entkoppelte Hochtöner (rot) wird viel weniger gestört.

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